Wie Du vom Steuerberater zum Fachberater wirst

Karrierewege in der Steuerbranche
Geschäftsmann mit Brille lächelt in die Kamera

Steuerberater* ist ein angesehener Beruf mit großartigen Zukunftsaussichten. Der Grund liegt auf der Hand: Zum einen beschäftigen sich die meisten Menschen in unserer Gesellschaft nur sehr ungern mit Steuern, zum anderen ist das deutsche Steuerrecht sehr anspruchsvoll.

Aufgrund der Komplexität des Steuerrechts gibt es für Steuerberater die zusätzliche Möglichkeit, sich auf ein Fachgebiet zu spezialisieren und in diesem steuerrechtlichen Bereich ein sog. Fachberater zu werden. Mit einem Fachberatertitel wirst Du als Spezialist für ein steuerrechtliches Gebiet ausgezeichnet und kannst in diesem Bereich Karriere machen. Warum es sich lohnen kann, nach dem ohnehin schon langen Werdegang zum Steuerberater noch einen Fachberatertitel zu erwerben, zeigen wir Dir in diesem Artikel.

1. Was macht ein Fachberater?

Ein Fachberater ist nichts anderes als ein Steuerberater, der in einem begrenzten Gebiet tätig wird. Zum Beispiel im Bereich des Gesundheitswesens. Es handelt sich also um eine klassische Weiterbildung innerhalb des Berufs des Steuerberaters.

Zu den Hauptaufgaben von Fachberatern gehören typischerweise:

  • Beratung und Betreuung bei betriebswirtschaftlichen Fragen
  • Finanzbuchhaltung
  • Gehalts- und Lohnabrechnungen
  • Buchführung
  • Einnahmenüberschussrechnungen
  • Steuererklärungen
  • Prüfung von Steuerbescheiden
  • Unterstützung und Beratung bei der Selbstständigkeit und Existenzgründung
  • Vermögensplanung
  • Controlling und Rechnungswesen

Anerkannte Fachberater haben vergleichbare Aufgaben wie Steuerberater. Allerdings in einem kleineren Bereich, auf den sie spezialisiert sind. Gerade um aus der Masse der Steuerberater hervorzustechen, kann es sinnvoll sein, sich in einem bestimmten Gebiet besonders gut auszukennen. Der Titel des Fachberaters zeigt den hohen Qualitätsstandard und macht die entsprechende Spezialisierung auf bestimmte Steuerrechtsgebiete kenntlich.

Wenn Du Dich gerade für eine Laufbahn als Steuerberater entschieden hast oder vor kurzem von der zuständigen Steuerberaterkammer als Steuerberater zugelassen wurdest, musst Du allerdings nicht sofort wieder mit dem Lernen für die Fortbildung starten. Deine Karriere ist noch lang genug, um Dich weiterzuentwickeln und einen anderen beruflichen Werdegang einzuschlagen. In jedem Fall werden Dir Deine praktischen Kenntnisse aus dem Berufsalltag dabei helfen, den richtigen Weg für Dich zu finden.

2. Fachberater werden: Das sind die Voraussetzungen

Um den Fachberatertitel tragen zu dürfen, müssen angehende Fachberater zunächst einmal Steuerberater sein. In der Regel musst Du einen 120 Zeitstunden umfassenden Lehrgang und 3 Klausuren vor der zuständigen Steuerberaterkammer bestehen. Dazu 30 praktische Fälle im jeweiligen Gebiet bearbeiten und im Anschluss die praktischen und theoretischen Kenntnisse in einem Fachgespräch vor der Steuerberaterkammer unter Beweis stellen.

Wenn Du Dich weiterbildest, kannst Du auf Deine theoretischen Kenntnisse aus dem Studium oder der Ausbildung zurückgreifen. Du fängst also nicht bei Null an, sondern erweiterst bereits erworbene Kenntnisse. Wenn Du alle Voraussetzungen erfüllt und die Prüfungen bestanden hast, stellst Du einen Antrag auf Verleihung. Im Anschluss erhältst Deinen Titel als Fachberater auf Deinem Wunschgebiet.

Gut zu wissen: Anerkannte Fachberater müssen mindestens 10 Stunden in einer jährlichen Fortbildung des jeweiligen Spezialgebietes absolvieren, um weiterhin als Fachberater zugelassen zu sein. Tust Du dies nicht, kann Dein Titel widerrufen werden - in diesem Fall musst Du im Zweifel alles wiederholen. Viele Arbeitgeber erlauben es aber, dass die 10 Stunden Fortbildung pro Jahr während der Arbeitszeit absolviert werden oder gewähren hierfür Sonderurlaub, wie für jede andere Fortbildung auch. Schließlich profitieren sie auch von Deinem Fachberatertitel und Deiner besonderen Expertise in der Steuerkanzlei.

3. Gehalt: Was verdient ein Fachberater?

Einen amtlichen Fachberatertitel zu erwerben, geht nicht nur mit erweiterten Kenntnissen und einem Expertenstatus einher, sondern bringt in der Regel auch einen Gehaltssprung mit sich. Zwar verdienen Steuerberater schon vergleichsweise sehr gut, angehende Fachberater können ihr Einkommen aber noch einmal steigern.

Mit der Berufsbezeichnung Steuerberater (ohne Titel) kannst Du mit einem Gehalt von durchschnittlich 6.000-7.000 Euro brutto im Monat rechnen, dies entspricht ungefähr 75.000 Euro brutto jährlich. Aber auch Gehälter von über 10.000 Euro brutto monatlich sind in der Steuerbranche nicht unüblich.

Für angestellte Steuerberater mit einem Doktor- oder Fachberatertitel ist ein Gehaltsaufschlag von bis zu 20 % nicht unrealistisch. Sie verdienen unter Umständen damit rund 20.000 Euro brutto im Jahr mehr als Steuerberater ohne Titel.

4. Welche Spezialisierung soll ich als Steuerberater anstreben?

Als anerkannter Fachberater bist Du Experte auf Deinem jeweiligen Fachgebiet. Damit zeigst Du Deinen Mandanten, dass Du auf einem besonderen Gebiet über außergewöhnliche theoretische und praktische Kenntnisse verfügst. Gerade weil das deutsche Steuerrecht so komplex und umfangreich ist, kannst Du Deiner Karriere mit einer Spezialisierung auf die Sprünge helfen und dafür sorgen, dass Du Dich in Deinem favorisierten Gebiet zu den wichtigsten Ansprechpartnern entwickelst.

Es gibt dabei verschiedene Möglichkeiten sich zu spezialisieren, je nachdem, welcher Bereich Dich am meisten begeistert:

  • Fachberater für Rating: Bevor ein Darlehen bei einer Bank aufgenommen werden kann, ist es wichtig zu wissen, wie es um die Kreditwürdigkeit des Mandanten steht und welche Konditionen für diesen in Frage kommen. Du berätst Mandanten dahingehend, wie sie in Darlehensverhandlungen mit Banken gehen sollen und unterstützt sie dabei.
  • Fachberater für Sanierung und Insolvenzverwaltung: Wenn es sehr schlecht um Unternehmen steht oder diese vielleicht sogar schon insolvent sind, benötigen die betroffenen Personen rechtliche Unterstützung. Ein Fachberater auf diesem Gebiet kennt die wirtschaftlich und steuerlich besten Optionen und weiß, was bei einer Unternehmenssanierung oder der Insolvenzverwaltung zu beachten ist.
  • Fachberater für Testamentsvollstreckung und Nachlassverwaltung: Auch im Bereich des Familien- und Erbrechts gibt es Beratungsbedarf. Du erklärst Deinen Mandanten zum Beispiel, wie das Testament eines geliebten verstorbenen Menschen zu vollstrecken ist. Hier ist besonderes Fingerspitzengefühl gefragt, um allen Parteien gerecht zu werden und es nicht zu Streitigkeiten um das Erbe kommen zu lassen.
  • Fachberater für Unternehmensnachfolge: Hier helfen Steuerberater bei der Entscheidung über einen Nachfolger für die Unternehmensführung und damit verbundenen steuerlichen und unternehmerischen Änderungen im Betrieb. Gerade wenn familiäre Strukturen involviert sind, kann es sehr emotional werden. Daher solltest Du als Steuerberater einen kühlen Kopf bewahren und mit Deiner Kompetenz zur Lösung beitragen.
  • Fachberater für Mediation (Mediator): Als Mediator ist es Deine Aufgabe, Konflikte zu lösen und allen Parteien zu einem gerechten Ausgleich zu verhelfen.
  • Fachberater für Controlling und Finanzwirtschaft: Insbesondere Start-Ups sowie kleine und mittelständige Unternehmen wünschen sich eine Beratung zu betriebswirtschaftlichen und kaufmännischen Angelegenheiten. Hier kannst Du ihnen als Fachberater zur Seite stehen.
  • Fachberater für Vermögens- und Finanzplanung: Du interessierst Dich für die zukünftige Ausrichtung und Investitionen von Unternehmen? Dann kannst Du als Fachberater auf diesem Gebiet Finanzpläne erstellen, Investitionen auf Wirtschaftlichkeit prüfen und mit Kapitalgebern verhandeln. Auch bei privaten Finanzplanungen können Fachberater tätig werden.
  • Fachberater für Gesundheitswesen: Im Gesundheitswesen berätst Du Ärzte zum Beispiel zu ihrem speziellen Wirtschaftsbereich, zu Abrechnungen und zu Krankenkassenleistungen. Dieser Bereich bietet tiefe Einblicke in die medizinische Branche und deren Gegebenheiten.
  • Fachberater für internationales Steuerrecht: Wenn Du Dich auf internationales Steuerrecht spezialisierst, erwirbst Du praktische und theoretische Kenntnisse im internationalen Steuerrecht, um Deine Mandanten nicht nur national, sondern international zu den entsprechenden Regelungen betreuen zu können.

5. Fazit

Für Steuerberater kann es sich lohnen, Fachberater zu werden: Neben einer besseren Bezahlung bist Du mit dem genannten Fachberatertitel bestens gerüstet, um in der Steuerbranche durchzustarten. Anders als bei Anwälten oder Ärzten ist eine Promotion oder eine Spezialisierung unter Steuerberatern nämlich noch nicht weit verbreitet, sodass Du Dich aus der breiten Masse abheben kannst.

Als Fachberater bist Du besonders interessant für Mandanten, die einen Steuerberater in einem speziellen steuerrechtlichen Bereich suchen - und das dank der Digitalisierung nicht einmal ortsgebunden! Du kannst also in ganz Deutschland oder sogar international Mandanten in Deinem favorisierten Gebiet betreuen und Dich als Experte positionieren.

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